Autor Thema: Was ist Hypnose?  (Gelesen 10204 mal)

Offline Lutz

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Was ist Hypnose?
« am: 01. Juli 2012, 18:05 »
Dieser Beitrag richtet sich an jene, die sich bisher noch nicht mit der Hypnose beschäftigt haben:

Hinsichtlich der Hypnose bestehen mancherorts völlig falsche Vorstellungen, die sogar zum Leugnen dieses Phänomens und Abtun des Ganzen als Blödsinn führen können. Dies mag seinen Ursprung in einer kuriosen Konstellation haben:

Während es auf Seiten professioneller Hypnotiseure/innen weltweit Hypnosegesellschaften, internationale Fachkongresse, eine umfangreiche experimentelle Forschung, vielfältige Studien und eine breite Fachliteratur gibt und während allein in Deutschland tausende Berater, Therapeuten und Ärzte alltäglich in Praxen und Kliniken wie selbstverständlich mit der Hypnose umgehen, dringt von all dem so gut wie nichts an die Öffentlichkeit. Deren Bild und Verständnis werden hingegen oft von einem anderen Segment der Hypnose geprägt, der Showhypnose. Dies ist insofern bedauerlich, als dass dadurch ein unvollständiges und verzerrtes Bild dessen vermittelt wird, was Hypnose wirklich ist und kann. Und es werden manchmal sogar Ängste und Befürchtungen geschürt mit der Folge, dass die Hypnose von manchen - leider und sachlich unbegründet - in die Nähe des Unseriösen gerückt wird.

Daher soll hier ein kurzer Überblick über das Wesen der Hypnose erfolgen, der dann auch ahnen lassen soll, warum "Kunst und Hypnose" eine so reizvolle und fruchtbare Kombination sein kann:

Hypnose lässt sich am ehesten einordnen und verstehen, wenn man zunächst einen Blick auf den "Hypnotisanden", also auf die zu hypnotisierende Person, richtet. Sind wir Menschen in unserem alltäglichen Leben stets "realitätsorientiert" und "vernunftgesteuert" oder ist es etwa ganz normal, dass wir uns immer wieder einer nur fiktiven Realität hingeben?

Beispiel Fernsehen und Kino
Wer sich einen mitreißenden Film ansieht, der Emotionen und vielleicht sogar Tränen freisetzt, weiß ganz genau, dass das Dargebotene nicht real ist. Jede Szene wurde mehrfach gedreht, außerhalb des Sichtfeldes der Kamera stehen zahlreiche Beteiligte herum und der Hauptdarsteller war erst gestern in einem anderen Film erschossen worden. Doch all das hält uns nicht davon ab, uns auf das Gezeigte einzulassen. Und dies funktioniert sogar bei Zeichentrickfilmen, die mit einer Realität nun aber gar nichts mehr zu tun haben. Warum ist das so?`

Menschen können so tun, als ob. Und sie können es so vollständig tun, dass dies großen Einfluss auf ihr gesamtes Erleben und Verhalten als auch die Körperphysiologie haben kann. Der Teilnehmer einer Showhypnose tut so, als ob er seinen Namen nicht mehr wisse, nicht mehr zählen könne oder sich nicht mehr bewegen könne. Der Patient auf dem Zahnarztstuhl tut bei einer Hypnose so, als ob er ganz woanders sei und nimmt prompt Schmerzen nicht mehr wahr. Der Klient beim Psychotherapeuten tut so, als ob er sein Problem irgendwo vergraben könne und lebt fortan tatsächlich erleichtert usw. usf.

Diese Fähigkeit, sich von den Grenzen der Realität zu lösen und damit eine nahezu unbe-grenzte Position einzunehmen, wohnt jedem psychisch halbwegs Gesunden inne. Und genau auf diese Fähigkeit setzt Hypnose auf. Hypnotiseure haben weder besondere Fähigkeiten, noch verändern sie den Hypnotisanden irgendwie, sie nutzen lediglich dessen naturgegebene und ohnehin vorhandene Fähigkeiten!

Wer also im Brustton der Überzeugung verkündet: "Mich kann man nicht hypnotisieren!", behauptet damit nichts anderes, als dass er ein beachtliches psychisches Defizit habe. Tatsächlich ist jeder (der nicht tatsächlich ein gravierendes psychisches Defizit hat) hypnotisierbar.

Hypnose führt in einen Trancezustand, der generell als angenehm und regenerierend empfunden wird. Und diese Empfindung trügt nicht, denn zahlreiche physiologische Parameter verändern sich messbar zum Positiven - bis hin zur Zusammensetzung des Blutes.

Die bisher angedeuteten Möglichkeiten der Hypnose machen sie zu einem universellen Werkzeug in Beratung, Therapie und Gesundheitsprävention. Hinzu kommen Aufgabenstellungen im Bereich des Coaching, der persönlichen Weiterentwicklung, bei der Förderung individueller Fähigkeiten bis hin zur Leistungsoptimierung im Sport. Der besondere Wert der Hypnose für das große Thema "Kunst" ergibt sich jedoch aus einem anderen mit der Trance verknüpften Phänomen: Hypnose kann auch das Denken beeinflussen sowie Kontakt zu bisher ungeahnten kreativen Prozessen herstellen - ganz ohne Drogen/Chemie!

Dazu ein simples Beispiel: "Welche Farbe hat der Geruch der Stille?"
Eine solche Frage werden viele so ohne weiteres nicht beantworten können, denn Stille hat keinen Geruch und Gerüche haben ihrerseits keine Farbe. In einer hypnotischen Trance allerdings wird nahezu jeder eine Antwort darauf finden! Daraus mag der Leser für sich näherungsweise ableiten, welche Chancen sich damit für die Nutzung der Hypnose in unterschiedlichen Kunstgenres ergeben. Die Grenzen dazu setzt lediglich die eigene Phantasie - wobei diese Grenzen mit Hypnose wiederum deutlich erweitert werden könnten...  :)

Und abschließend in Kurzform ein paar Statements zu den vielleicht gängigsten Vorurteilen zur Hypnose:
  • Hypnose ist völlig ungefährlich.
  • Niemand muss fürchten, einen hypnotischen Zustand (Trance) nicht wieder verlassen zu können.
  • Niemand kann gegen seinen inneren Willen zur Hypnose gezwungen werden.
  • Hypnose hat nichts mit Ohnmacht, Schlaf oder Willenlosigkeit zu tun.
  • Während einer Trance ist man uneingeschränkt handlungsfähig und kann auch sprechen.
Dieser einführende Beitrag konnte naturgemäß nur einen sehr groben Einblick geben. Für etwaige weitere Fragen zur Nutzung der Hypnose in Verbindung mit der Kunst steht euch das Forum offen.

Lieben Gruß
Lutz

 

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